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Der Bruch, der Wende zweiter Teil

In der "Urbanstraße" erlebt die Emma, dass man sich "Schwester" Lempka und "Bruder" Grossmann anredet und wenn es eine Familie ist, so redet man sie mit "Geschwister" Xyz an, ältere Erwachsene mit Onkel und Tante Abc, weil man sich ja in einer großen Familie der Gotteskinder befindet.

Um diese Zeit, ebenfalls im Jahr 1909, dem Todesjahr von Paul Lempka, kommen die "Geschwister" Luise und Paul Reiner mit ihren sechs Mädchen, Elisabeth 13, Berta 11, Emmy 9, Luise 7, Wally 2, die Käte ist gerade geboren, nach Berlin. Keiner der Familie hatte zwar einen Bezug zu Berlin aber der Vater Reiner sen., in Frankfurt am Main verstorben, wollte als preußischer Militärbeamter in Berlin in der Nähe seines Kaisers beerdigt werden. Die Mutter Reiner sen. wollte daraufhin nach seinem Tod in der Nähe der Grabstelle ihres Mannes wohnen, so zog es die Mutter mit der ganzen Familie des einzigen Sohnes, Paul Reiner, 1909 nach Berlin.

Luise Reiner    Luise und Paul Reiner    Paul Reiner

Von diesem Paul Reiner und seiner Familie ist nun zu berichten.

Paul Reiner ist am 22. Januar 1873 in Ragnit Ostpreußen als Sohn eines Militärbeamten geboren und schon im Säuglingsalter durch Krankheit - die Augenkrankheit der Neugeborenen - erblindet. Da Reiner das einzige Kind seiner Eltern war, legten diese großen Wert auf eine sorgfältige Erziehung, die er infolge der häufigen Versetzungen seines Vaters in drei verschiedenen Blindenanstalten erhielt. Er durchlief die Blindenschulen in Bromberg, Kiel und Franfurt/ Main.

Nachdem er als Zwanzigjähriger in Frankfurt a. Main mit „gläubigen Kreisen“ in Berührung gekommen war, fasste er den Entschluss, sich ganz der Glaubensarbeit zu widmen. So gab Reiner seine Ausbildung zum Organisten und Musiklehrer, neben welcher er schon für die Blaukreuz-Mission[1] gearbeitet hatte, auf und ging in die Pilger-Mission St. Chrischona bei Basel[2]. Auf der Predigerschule der Pilgermission St. Chrischona wurden ihm Heinrich Rappard und Georg Steinberger „geistliche Väter“.

Paul Reiner hatte ein ganz klares Ziel vor Augen, das Selbstvertrauen, das er sich als Blinder durch seine Erziehung erworben hatte und den ihm geschenkten Glauben, seinen blinden Schicksalsgenossen weiterzugeben. Darum ließ er sich nicht so leicht von Interessen anderer vereinnahmen. Er brach das Studium vorzeitig ab. Im "Brüderverzeichnis" – als Gast – steht[3]:

Früherer Beruf: blind, Sohn des Mil. Inspektors R., Eintritt: 1. September 1893, Austritt: 09. Mai 1895. Bemerkungen: Bedeutende Begabung. Trat aus vor Vollendung des Kurses um sich taufen zu lassen. Hofft eine Stelle eines Baptistenpredigers anzunehmen. Wird bei seiner natürlichen Begabung und Anlage vor Schroffheit sich hüten müssen.

"Im Jahre 1903 fanden sich in Mainz und Frankfurt/Main fünf blinde Herren aus den verschiedensten protestantischen Religionsgemeinschaften zu häufigen Besprechungen zwecks Gründung einer "Gesellschaft für christliches Leben unter deutschen Blinden" zusammen. Man hatte damals in der deutschen Blindenwelt eine mit großen lateinischen Buchstaben erhaben gedruckten Bibel, die so 60 starke Bände umfasste. Das Lesen der Schrift war anstrengend und zeitraubend. Als Louis Brailles geniale Erfindung[4] auch in den deutschen Blindenschulen Eingang fand, wurden einige Bibelteile in Vollschrift[5] gedruckt.

Die "Gesellschaft" machte es sich nun in Zusammenarbeit mit der Württembergischen Bibelanstalt in Stuttgart zur Aufgabe, eine vollständige Bibel in Blindenschrift herauszugeben."

1904 - noch in Frankfurt a. Main – begründet Paul Reiner mit vier weiteren blinden Christen die "Gesellschaft für christliches Leben unter den Blinden deutscher Zunge", dessen Vorsitzender er 23 Jahre - bis 1 Jahr vor seinem Tod - war.

Paul Reiner war dann zunächst freier Evangelist und Reiseprediger. Auf seinen häufigen Evangelisationsreisen, die ihn in alle Gegenden Deutschlands führten, suchte er persönlichen Kontakt zu Blinden. In der seit 1905 erscheinenden Blindenzeitschrift "Der beste Freund" veröffentlichte er fast allwöchentlich eine biblische Betrachtung. Viele Blinde waren Paul Reiner dankbar für seine seelsorgerlichen Hilfen bei persönlicher Begegnung oder durch Briefwechsel – in Blindenschrift.

Nun also, im Jahr 1909, - dem Todesjahr von Paul Lempka – wohnt die Familie Reiner in Berlin, zunächst in einer für die große Familie viel zu kleinen Wohnung in Pankow im Norden Berlins, in der Schönhauser Allee 105, jetzt Bezirk Prenzlauer Berg. Das aber ist kein Grund für den umtriebigen und zielstrebigen Paul Reiner seine Ziele für eine ihm vorschwebenden Blindenbewegung zu vernachlässigen: "……… dass sich bei den Blinden unserer Zeit in immer steigenden Maße die Erkenntnis Bahn brach, dass er nicht nur passive Wohltaten zu empfangen, sondern als Mitglied der menschlichen Gesellschaft auch die hohe Pflicht zu erfüllen hat, an der Besserung seiner sozialen Lage selbsttätig mitzuwirken." Die Blinden wollte er aus dem Ghetto der Armut und Bemitleidung befreien."

Von vielen Anfeindungen und Denunziationen als gegen die kaiserliche Ordnung gerichtete umstürzlerische, verdeckt sozialdemokratische Organisation begleitet, wird er Motor, Triebfeder und einer der Mitbegründer des auf dem 2. Deutschen Blindentag in Braunschweig am 25. Juli 1912 gegründeten "Reichsdeutschen Blindenverbandes. Paul Reiner wird auf dem 1. Vertretertag des RBV in Berlin vom 16. - 18. Juli 1913 dann zum "Schriftführer" gewählt; das bedeutet, dass er die Hauptlast der Arbeit zu tragen hat.

Die Fülle diese Arbeit geschieht nun in seiner kleinen Wohnung – ohne Sekretärin. Die Planungen geschehen bei ihm im Kopf, die Briefe an Blinde kann er in Punktschrift selber schreiben; andere Briefe, Manuskripte für die ab August 1913 monatlich erscheinende Zeitschrift "Die Blindenwelt" in Schwarz- und Punktschrift müssen aber auch geschrieben werden. Paul Reiner muss das neben seinen vielen Reisen als Prediger und in Sachen der Blinden nur mithilfe seiner Frau "irgendwie" organisieren. 1914 – inzwischen ist der 1. Weltkrieg ausgebrochen - packt die Luise Reiner mit der Schwiegermutter und den 6 Töchtern schon wieder die Koffer und zieht ins nächste Provisorium (Berlin N.113, Stolpische Str. 8 I.).

War die Gründung des Reichsdeutschen Blindenverbandes eigentlich als Dachorganisation für "normale" Blinde und ihre Berufs-, Sozial- und Eingliederungsprobleme angedacht, kommt jetzt auch die Fürsorge für die "Kriegsblinden" des 1. Weltkrieges hinzu. Er muss "irgendwie" Finanzierungsmöglichkeiten für alle Aufgaben erschließen, muss sich aber gleichzeitig gegen unlautere Spendensammelei bei missbräuchlich nur so genannten "Blindenkonzerten" wenden, organisiert aber selber "Konzerte von Blinden" mit wirklich hochkarätigen blinden Künstlern und schreibt Artikel darüber.

Selbstverständlich hält er sich in Berlin zu der Gemeinde in der Urbanstraße und ist stets zur Aushilfe bereit. 1916 übernimmt er den Predigtdienst in zwei "Stationen", eine davon in Strausberg. In der o.gen. Zeitschrift "Die Blindenwelt" kann er endlich in der Nr. 7 vom Juli 1916 mitteilen, dass seine neue Adresse ab 1. August 1916 "Berlin W 57, Steinmetzstr. 49, vorn, eine Treppe" lautet. Nun haben sie endlich eine "richtige Wohnung"; nur die Arbeit bleibt und wächst und wächst bei diesem umtriebigen Mann. 1920 wird er zudem zum zweiten Prediger der Gemeinde Urbanstraße gewählt.

Besonders fällt mir auf, dass Paul Reiner nirgends und in keiner auch nur scheinbar versteckten Form seinen "Glauben" verbal herausstellt. Einziges Indiz seines Christseins für Außenstehende ist die immer gleiche Unterschrift "Paul Reiner – Prediger"; auch im Berliner Adressbuch steht stets "Paul Reiner – Prediger". Sein gelebter Glaube ist nicht ans "Wort" gebunden sondern an die "Tat", die Fürsorge für seine Schicksalsgenossen. Sicher hat das auch zu dem Vorwurf, dass er und seine Mitstreiter umstürzlerische "Sozialdemokraten" zu seien, beigetragen.


[3] s. in den Anlagen

[5] "Vollschrift" = jeder lateinische Buchstabe ein Braille-Zeichen, sehr platzintensiv, später erfand man die "Kurzschrift"

 

aus "Die Blindenwelt" Heft 5, Jahrgang 1953, S. 7

Als ich am 30. Mai 1928 – noch unter dem niederschmetternden Eindruck der erhaltenen Nachricht stehend - durch den Telegraph unseren Schicksalsgefährten und Mitarbeitern im Reich die Trauerbotschaft geben mußte, daß unser verehrter I. Vorsitzender Paul Reiner nach kurzer Krankheit verstorben sei, ging durch alle Herzen eine tiefe Erschütterung. Ein an sich unbedeutender Unfall auf der Straße brachte ihn auf ein kurzes Krankenlager in ein Krankenhaus. Doch auch hier ruhte sein Arbeitseifer nicht. Täglich arbeitete er mit seiner Sekretärin; das letzte Rundschreiben an unsere Mitarbeiter diktierte Reiner einen Tag vor seinem Tode. Kein Mensch ahnte, daß dieser ihm und uns so jäh bevorstand. Am 30. Mai sollte noch nachmittags eine Besprechung im Krankenhaus zwischen ihm und mir – dem damaligen Geschäftsführer – stattfinden. Da traf mich um 9 Uhr morgens die unfaßbare Nachricht, daß Paul Reiner soeben an einer Herzschwäche verschieden sei! Der reichsdeutsche Blindenverband hatte seinen Vorsitzenden, die deutsche Blindenschaft ihren Freund und Helfer verloren.

W. v. Gersdorff

Prediger Paul Reiner

*22.1.1873 - †30.5.1928

Vorsitzender

des Reichsdeutschen

Blindenverbandes

In dankbarer Verehrung

die deutschen Blinden

ihrem Führer

Was Du Deutschlands Blinden

hast gegeben.

Dunkel hellend wird es

weiter leben

 

Unseren geliebten Eltern

Paul Reiner

22.1.1873 (Ragnit/Ostpr.) †30.5.1928 (Bln)

Luise Reiner

geb. Engelhardt

*28.3.1871 (Ffm) – †5.12.1936 (Bln)

Das Standbild steht heute noch auf dem Luisenstädter Friedhof an der Bergmannstraße am Südstern

Nun muss ich in meinem Kopf einen großen Spagat zu machen versuchen und auch Euch zumuten und unterschiedliche Tatsachen zu einem Bild zusammenpuzzeln:

1911 - Prenzlauerstraße, 1914 "Neue Königstr. 70". Die Emma fühlt sich weder hier noch in der neuen lauten Wohnung am Alex und in der Familie wohl; zwischen beiden Wohnungswechseln 1912 ist die Taufe und der Eintritt in die "Gemeinde".

in Emma Kurzke hat sie - zumindest in der Gemeinde - eine Ersatzmutti gefunden. 1916 ist Paul Reiner Prediger der "Station Strausberg" und - so schließe ich aus alten Erzählungen - die quirlige Margarete Kurzke lädt sie oft nach Strausberg ein: "Bitte hilf mir, biblische Geschichten in der Sonntagsschule zu erzählen!"

Der im Vergleich mit dem großen Bruder Richard nicht minder begabten Emma Lempka ist das Schneidern jetzt nicht mehr genug. Was Richard kann, kann ich auch. Sie will raus aus dem Alex-Kiez. Und im Sommer 1917 geht sie, mitten im 1. Weltkrieg zur Deutschen Bank, - die meisten Männer sind ja an der Front - bewirbt sich, wird am 1. August eingestellt und bekommt schließlich im Mai 1925 ein respektables Zeugnis – genau genommen aufgrund des Abbaus von Stellen,

1925 ist die depressive Rezession, die später Hitler an die Macht bringt, auf ihrem Höhepunkt.

Deutsche Bank, 15. September 1918  -

die 2. v. r. stehend, die Emma

"zuhause"

  Reiner ist ständig unterwegs für seine Blinden. Seine Frau Luise hat viel Zeit mit und für ihn verbracht, hat ihn meist begleitet und bekommt fast alle 2 Jahre ein Kind, – "der Königs aber zog über Land und seine Frau gebar ihm Jahr für Jahr ein Kind" *, bewältigt mit ihrer Schwiegermutter, Bertha Emma geb. Palfner, die aber schon 1921 68-jährig stirbt, neben allen Reisen den ganzen Haushalt und ist gleichzeitig Pauls Sekretärin.

* hieß es ja bei uns ja auch zu Nürnberger Landessingwartszeiten  – (1896 die Elisabeth, gen. Lisbeth, die "Schlummermutter", als ich in den 60-ziger Jahren in Berlin war und die später alle anderen Geschwister überlebt (†19.02.1994), 1898 die Bertie († 20.04.1976), 1900 die Emmy († 22.11.1989), 1902 Luise (†27.04.1985), 1904 Johannes (*22.01.1904, †20.12.1909 mit fast 6 Jahren), 1907 Wally († 29.9.1988), 1909 die Käte (†05.12.1938), 1911 Heinz (*26.12.1911 †19.02.1912 11/2 Monate alt) also bleiben die sechs Mädchen),,

   Die Emma hört schon in der Prenzlauerstraße seit ihrer Taufe am 13. März 1912 und erst recht nach dem neuerlichen Umzug in die Neue Königstraße immer öfters den Satz: "Du bist ja nie zuhause – genau wie der Richard", kann die Ergänzung gewesen sein. "Sonntags bist du in der Urbanstraße bei deinem komischen frommen Verein, dann bist du immer wieder in Strausberg und jetzt auch noch bei dem blinden Mann mit den vielen Kindern."

   Tatsächlich ist die Emma oft bei Luise und Paul Reiner und in deren Familie. Ob sie nun im Haushalt hilft, als Schneiderin für die vielen Kinder Kleider ändert oder sie hütet, zur Schule schickt, bei den Schulaufgaben hilft, wenn Paul Reiner und seine Frau wieder mal unterwegs sind oder nur die gegenseitige Zuneigung zu den sechs Töchtern die große Rolle spielt, ist und bleibt weiter offen.

   Die Käte (die 6., Jüngste *03.04.1909) ist im Kriegsjahr 1916 gerade zur Schule gekommen, die Wally (die 5. *2.2.1907) 9 Jahre, die Luise (die 4. *30.03.1902) 14 Jahre alt. Die Älteste, Liesbeth (die 1. *28.10.1896) ist "nur" 4 Jahre jünger als die – im Jahr 1916 24-jährige – Emma Lempka, die Bertie (die 2. *26.11.1898) 6 Jahre jünger und die Emmy (die 3. *16.06.1900) 8 Jahre.

Sie fühlt sich jedenfalls bei ihnen „wie zuhause“.

Deutsche Bank Berlin, 26. Juni 1923, die Emma rechts außen

Und dann fängt die Emma auch noch am 1. August 1917 bei der Deutschen Bank zu arbeiten an und kennt sich mit Geld und Buchungen aus, der immer heikelsten Sache eines Verbandes.

Die Emma arbeitet sich nebenher auch als eine geschickte Sekretärin ein, schreibt wichtige Briefe Paul Reiners an das Königlich Preussische Ministerium des Innern, "Sr. Excellenz, Herrn Minister des Innern von Löbeli", für den Reichsdeutschen Blindenverband in die Schreibmaschine, Predigten für die Blindenzeitschrift "Der beste Freund" usw.

"Wenn die nun auch noch bei uns wohnt - eine mehr macht dann den Kohl auch nicht mehr fett – dann habe ich und der Paul eine willkommene Entlastung", könnte die Luise denken. Als mitfühlende Mutter könnte sie aber auch sagen, dass es gut sei, immer noch "einen Koffer in der Neuen Königstraße" zu haben und keinen Bruch mit den Lempkas herbei zu führen.

Die Emma muss dann irgendwann - wann ist gar nicht so wichtig, ich schätze frühestens seit Reiners die größere Wohnung in "Berlin W 57, Steinmetzstr. 49, vorn, eine Treppe" am 1. August 1916 bezogen haben – dann doch zu den Reiners in das töchtergesegnete Haus als Siebte im Bunde gezogen sein. Jedenfalls wird ihr "zum Zwecke der Eheschließung ……" am 30. Juli 1925 polizeilich bescheinigt von Geburt an ununterbrochen hierselbst, gegenwärtig Berlin, Steinmetzstr. 49 bei Reiner in Wohnung" gemeldet zu sein.

 

Die nun das ganze weitere Leben prägende Wende der wie auch immer Vater-losen "Nürnberger Oma" ist, dass Heinrich Grossmann für ihr ganzes fast 98-jähriges Leben ihr "geistlicher Vater" wird, wohin sie auch immer verschlagen werden wird, in "Papa Reiner" ihr verzerrtes Vaterbild korrigiert wird und die Reiner-Mädels zu ihrer wirklichen Familie werden.

Nun hat sie nicht nur in der "Geschwistern" der Gemeinde und bei den Strausberger Kurzkes sondern nun auch auf Dauer bei den Reiners eine rundum harmonische Familie gefunden, wie sie eine solche bisher nicht gekannt hatte. Die "Reiner-Mädels" akzeptieren sie und die Verbindung reißt bis zum Tod aller nicht ab und setzt sich bei deren Kindern bis zum Tod der Emma Gutowski – auch heute zu deren Nachkommen – fort.

 

am 07. Oktober 1956: die Reiner-Mädel, Emmy Grossman, Bertie Müller, Wally Lummert, Lilly/Luise Meusel, Liesbeth Friedrich v.l.n.r. mit Emma und Fritz Gutowski

Emmy Grossman, *16.06.1900 - † 22.11.1989, die Mutter von Eva Kunze

im Januar 1980 bei der Emma in Klingenmünster

Heute, wo ich dies schreibe, telefonisch wieder mit deren inzwischen auch so um siebzigjährigen Kindern und auch Enkeln Kontakt aufnehme, E-Mails austausche und sie zwecks Recherche in Berlin besuche, ist es fast so, als hätte nie ein Bruch stattgefunden.

Jetzt ein Auszug aus der komplizierten Grossmann <–>Reiner Familiengeschichte

Heinrich Grossmann 1879-1958                                      Luise und Paul Reiner 1873-1925

dessen Sohn Helmuth Grossmann 1901-1968                  heiratet Emmy Reiner (3.) 1900-1989                  Wally Reiner (5.) 1907-1988 verh. Lummert

deren Kinder: Hellmuth Grossman *1925 NY – †1998 heiratet "die große Eva" *1931 verh. Grossman 

           Maud Grossmann (1926-1933)                  Mutter "ihrer Zweiten", Renate Grossman,

           Eva, (Evchen) * 1935, verh. m Bernd Kunze   denen ich die vielen informativen Tipps verdanke.

Wenn man den großväterlichen Anteil höher bewerten wollte, ist also "die große Eva" eine Reiner-Grossmann-Enkelin und ihre 4  Töchter Monika, Renate (s.o.), Sigrid und Carola Reiner-Grossmann-Urenkelinnen.

im Bild unten die Grossmann-Reiner-Enkelin Eva Kunze* mit ihrem Mann Bernd am 25. März 2008

vor dem Gemeindehaus der "Hasenheide", die mich in Berlin so freundlich empfangen und eingeführt haben.

*Eva Kunze ist am 23. Dezember 2016 gestorben und wurde am 13. Januar begraben

Die Jahre gehen bei Paul Reiner und seine Frau Luise nun so dahin und bis zu ihrer Heirat im Oktober 1925 wohnt die Emma Lempka bei den Reiners - ist jedenfalls nach einer Bescheinigung "zum Zwecke der Eheschließung" vom 30. Juli 1925 "gegenwärtig (in) Berlin, Steinmetzstr. 49 bei Reiner in Wohnung gemeldet".

Die vier Jahre jüngere Liesbeth, die Älteste, heiratet 1919 ihrer Carl Friedrich, ihr erstes Kind stirbt im Alter von 6 Monaten, der Zweite Carlheinz kommt am 17.08.1921 zur Welt.

Im Jahr 1923/24 heiraten gleich drei weitere Reiner-Mädels, die andern beiden sind schon vergeben: Berti (2.) heißt jetzt Müller und Luise (4.) Lieske; Wally (5.) ist verlobt mit Fritz Lummert, würde gerne heiraten, muss aber warten, weil beide arbeitslos sind; die Emmy (3.) – 8 Jahre jünger als die Emma - lange schon verliebt in einen Sohn von Heinrich Grossmann folgt ihm im September 1924 in die USA nach und heiratet ihren Hellmuth einen Monat später in New York. Als Abschiedsgeschenk schenkt die Emma Ihrer Emmy ein Bild:

"meiner lieben Emmy von ihrer Emma"

Die Emma ist also im Jahr 1923 das hübsche 31-jährige Mädchen auf dem Bild, ganz sicher das eines professionellen Photographen. Das Bild passte gut in eine Heirats-Anzeige. Zwei "Reiner-Mädels" sind schon verheiratet; die vier anderen lassen sich noch Zeit damit.

Die Emma möchte auch heiraten. Sie möchte nicht nur einfach irgendeinen Mann. Ihr großes Vorbild ist Luise Reiner: die Ehe als ein fortwährendes Dienen.

Bei den Reiners bekommt sie Freud und Leid einer intakten Familie hautnah mit; gleichzeitig kann sie sich in die verschiedensten Probleme Blinder und deren Welt hineindenken.

Sie möchte auch gerne einen Blinden heiraten. Der Christiane hat sie einmal auf die Frage, warum sie einen blinden Mann geheiratet hat, geantwortet: "Gott es mir gesagt."

Dieses Bekenntnis können wir nun auf dem Hintergrund ihrer "inneren Geschichte" und ihrem "zuhause" in der Reinerschen Familie besser verstehen. Auch wenn später "die Wirklichkeit" eine andere äußerliche "Erfahrung" zu dokumentieren scheint, bleibt für die Emma diese Gottes-Erfahrung mit der Reiner-Erfahrung dicht verwoben.

Nun beginnt für sie die Spannung, ob und wann sie "den Richtigen" findet und für mich das große Rätselraten, Suchen, Finden und Zusammensetzen einzelner Puzzleteile, wann und wie es zu der Begegnung mit dem Fritz Gutowski kommt.

 

Das nun im über-über-nächsten Kapitel:

der "Fritz-und-Emma-Gutowski-Story"


 


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